NYUMBANI - ein Zuhause für AIDS-Waisen



Angefangen hat es am 8. September 1992 in Nairobi mit der Eröffnung des ersten NYUMBANI (deutsch: Zuhause), eines Waisenhauses für AIDS-infizierte Waisenkinder. NYUMBANI wurde damals aus dem dringenden Bedürfnis, HIV-positive Waisen und ausgesetzte Kinder zu versorgen, gegründet.

Unwissende HIV-positive Mütter nehmen oft an, ihr neugeborenes Kind sei nicht lebensfähig, und so lassen sie es im Entbindungsheim zurück oder setzen es aus. Direkt nach der Geburt sind alle Babys HIV-positiv, da sie die Antikörper ihrer Mutter in sich haben. Erst nach Monaten kann der Status der Kinder durch einen Test zuverlässig ermittelt werden. Nur jedes vierte Kind ist tatsächlich HIV-positiv. Dieser Umstand ist in der Bevölkerung nicht bekannt, und so müssen viele  Kinder sterben, weil ihre Mütter sie nicht versorgen.


In NYUMBANI wird den verlassenen Kindern die bestmögliche Ernährung, medizinische, psychosoziale und geistige Versorgung gegeben, so dass sie überleben, bis genaue Tests gemacht werden können. HIV-negative Kinder werden adoptiert oder in geeigneten Einrichtungen untergebracht, HIV-positive Kinder bleiben, solange sie leben. Das älteste 'Kind', seit 1992 in NYUMBANI, konnte dank der guten Versorgung im Sommer 2005 seinen 23. Geburtstag feiern. Derzeit leben fast 100 Kinder verteilt auf mehrere Häuser in familiären Gruppen mit ihren Betreuerinnen in NYUMBANI.

Um ständige gesundheitliche Überwachung der Kinder und bestmögliche medizinische Versorgung zu ermöglichen, wurde mit Hilfe von Spendengeldern ein klinisches Labor eingerichtet. Zuverlässige Tests werden auch der Allgemeinheit preisgünstig zur Verfügung gestellt. Bei einer großen Anzahl von verfügbaren klinischen Verfahren liegt sein Schwerpunkt auf Virus Studien wie viral loads, CD4, CD8, RNA, etc. Das Labor erwirtschaftet inzwischen geringfügige Gewinne.

NYUMBANY kann die wachsenden Anforderungen nicht befriedigen. Deshalb wurde im Januar 1998 ein Programm zur Versorgung von Kindern außerhalb des Waisenhauses begonnen: Lea Toto (deutsch: Kinder aufziehen). Eine andere Vorgehensweise wurde entwickelt. Aidswaisen werden von einem entfernteren Familienmitglied versorgt, wenn der Haushalt nach einer Inspektion für geeignet befunden wird. Die Person, die sich um das Kind kümmert, erhält eine entsprechende Schulung und außerdem Kleidung, Medikamente und anderes, je nach Bedarf. Das Programm erhält u. a. Unterstützung von USAID und versorgt in den Slums von Nairobi mittlerweile fast 3000 Kinder.

Nicht nur Kinder, die ihre Eltern verlieren, geraten in Not. Wo die mittlere Generation fehlt, fehlt auch die Versorgung für alte Menschen. Nyumbani Village will beiden helfen, Kindern und alten Menschen. Im Distrikt Kitui, der ärmsten Region Kenias mit der höchsten AIDS-Rate, wird NYUMBANI VILLAGE derzeit gebaut. Es ist das erste von mehreren geplanten Dörfern und konzipiert für ungefähr 1000 Kinder und 300 ältere Menschen. Aus jeweils acht bis zehn Kindern und zwei bis drei Erwachsenen sollen neue Familien entstehen, Jung und Alt einander ergänzen.

Anders als das Waisenhaus Nyumbani oder das Hilfsprogramm Lea Toto in den Slums von Nairobi ist das Projekt Nyumbani Village nicht ausschließlich auf die Versorgung HIV-positiver Kinder ausgerichtet. Das Dorf soll in die Region integriert und von der Bevölkerung der Umgebung akzeptiert werden statt sich zum Ghetto für Aids-Infizierte und -Kranke zu entwickeln. Wesentlich trägt dazu das Grundprinzip aller Dorfprojekte bei, lokale Ressourcen zu nutzen - überwiegend Menschen aus der Umgebung zu beschäftigen, so weit irgend möglich Rohstoffe aus der Region zu verwenden und für den Bau benötigte Materialien vor Ort herzustellen. Somit hilft das Dorf nicht nur den Bewohnern, sondern ist darüber hinaus auch ein nicht unwesentlicher Wirtschaftsfaktor für die Region. Durch Landwirtschaft und Handwerk soll sich das Dorf im Lauf der Zeit weitgehend selbst versorgen können und von Spenden immer weniger abhängig werden.

Als im April 2005 über das Kinderdorf NYUMBANI Village berichtet wurde (dpa), war außer einem Musterhaus noch nicht viel zu sehen. Weil Trinkwasser fehlte, kam der Bau des Dorfes nicht so gut voran wie geplant. Inzwischen wurde eine Wasserleitung gebaut, die Trinkwasser aus einigen Kilometern Entfernung ins Dorf bringt. Die Kosten hat zu einem großen Teil die kenianische Regierung übernommen, nur den letzten Kilometer muss dass Projekt selbst finanzieren. Ende November 2006 sind die ersten Familien eingezogen. Ein aufregendes und bewegendes Ereignis. Das Dorf beginnt zu leben.

NYUMBANI VILLAGE in Kitui ist das Pilotprojekt, insgesamt sollen in Kenia acht Dörfer entstehen. Das Land dafür wird von der kenianischen Regierung gestellt. Weitere Dörfer sollen in südlich der Sahara gelegenen Ländern und anderen von AIDS stark betroffenen Gegenden der Welt nach dem selben Muster aufgebaut werden. 2002 wurde von dem Gründer des Waisenhauses NYUMBANI, dem amerikanischen Jesuitenpater Angelo D'Agostino, zusammen mit John Noel (CEO Noel Group) NYUMBANI VILLAGES INTERNATIONAL gegründet. Unterstützt wird die Organisation unter anderem von UNICEF, UNOPS, UNAIDS, WHO, Global Fund, dem amerikanischen Minister für Gesundheit und Soziales, dem kenianischen Gesundheitsminister, dem kenianischen Präsidenten Mwai Kibaki und der First Lady Kenias, Lucy Kibaki, der Schirmherrin von NYUMBANI VILLAGE. Für den Bau des Dorfes in Kitui haben die Region Latium (Lazio) in Italien und Cor Unum (Päpstlicher Rat zur Förderung menschlicheren Lebens und der christlichen Würde) je 500.000 Euro zur Verfügung gestellt.

AIDS breitet sich weiterhin dramatisch aus, das Ausmaß der Katastrophe ist unfassbar. Die weltweite Unterstützung der betroffenen Menschen muss entsprechend wachsen. Vertreten wird NYUMBANI bereits in USA, Großbritannien und Italien, weitere Länder sollen folgen.

Pater Angelo D'Agostino ist am 20. November 2006 im Alter von 80 Jahren verstorben. Sein Werk aber lebt weiter.